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Zarte Hände für tonnenschweren Stahlkoloss!

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Bündnis „Rettet unseren Flakensteg“
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Website:www.flakensteg.de
Website:www.bündnis-rettet-unseren-flakensteg.de
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Neue Hoffnung für Brücke

Stand: Dezember 2017

Ausgerechnet die einzige Brücke aus der Zeit, als Erkner Wiege des Kunststoffzeitalters war, steht traurig und allein im abgezäunten Gebüsch.

Dabei hätte der Flakensteg als frühere Verbindung zwischen Teerwerk und Bakelitfabrik im Jahr 2016 den runden 100. Geburtstag feiern können. Eine zierliche Studentin bringt jetzt Schwung ins Ringen um den Stahlkoloss und damit ungeahnte Bewegung in die Stadt Erkner!
Claudia Pahlow hatte sich als Studentin am „Lehrstuhl für Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung“ der Technischen Universität Cottbus-Senftenberg in das am Ufer vom Flakenfließ abgelegte Industriedenkmal so verliebt, dass sie es zum Studienobjekt machte. Ihre ersten Erkenntnisse waren, dass die seit 2006 wegen Baufälligkeit gesperrte Fußgängerbrücke, die 2009 in einer „Nacht- und Nebelaktion“ abgebaut worden war, mit vertretbarem Aufwand zu sanieren ist.

Gut zu reparieren
Diese Erkenntnisse vertiefte sie in ihrer Masterarbeit. Das war Wasser auf die Mühlen vom „Förderverein Flakensteg“ in Erkner. Unter dessen Dach sammeln sich Fans des Bauwerks. Unter den Initiatoren sind die frühere Schulsozialarbeiterin Christa Kuhlwein-Eysser und ihr Ehemann, der Politologe Lothar Eysser. Sie wohnen nur wenige Steinwürfe vom Platz der früheren Brücke entfernt im liebevoll sanierten Haus der Familie, das aus dem Jahr 1848 stammt. Damit ist es ebenso wie der Flakensteg ein Denkmal.

Verliebt in Erkner
Die beiden Flakensteg-Fans hatten sich 1985 nach dem Studium in Berlin kennen- und lieben gelernt. „Als mich meine Frau 1987 nach Erkner führte, war ich hin und weg. Hier hat man ja alles, was sich das Herz wünschen kann. Die Leute wissen oft gar nicht, wie schön sie es haben. Man lebt inmitten von reizvollen Seen und Wäldern, ist umgeben von viel Grün und wenn man möchte, ist man blitzschnell in Berlin“, schildert Lothar Eysser den überwältigenden ersten Eindruck. Der hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen. So wurde aus einem gebürtigen Hannoveraner und späteren Wahl-Berliner ein leidenschaftlicher Erkner-Fan.

Plötzliche Welle
Diese Liebe zu Frau und Stadt war so stark, dass er 2010 nach dem Aufstieg von Jörg Vogelsänger als Staatssekretär und dann Minister in Brandenburg in dessen Nachfolge in die Stadtverordnetenversammlung von Erkner einzog. Seitdem ist er Vorsitzender des Gremiums.
Er freut sich, dass die Vorstellung der Masterarbeit auf einen Schlag eine Welle ins Rollen brachte, wie er es mit seinem Verein seit Jahren versucht: „Am 3. Juli 2017 entstand das ‚Bündnis Rettet unseren Flakensteg‘, dem sich mittlerweile 334 Personen angeschlossen haben. Sehr wichtig ist, dass viele Vereine und Betriebe mitmachen. Dazu gehören der Heimatverein, die Kunstfreunde, die ChemieFreunde Erkner, der Haus- und Grundbesitzerverein, die städtische Wohnungsgesellschaft und sogar die IHK Ostbrandenburg“, zählt Lothar Eysser auf.

Abgeordnete machen mit
Gerade soeben hat er seine Kollegen in der Stadtverordnetenversammlung für sein Lieblingsprojekt erwärmen können: „Es gab einen fraktionsübergreifenden Antrag, der von Dr. Rainer Wenkel von der SPD, Jörg Rintisch von der CDU und Dr. Elvira Strauß von den Linken unterstützt wurde. Dafür gab es eine große Mehrheit von 13 Befürwortern bei vier Ablehnungen und einer Enthaltung.“ Nun hoffen die Steg-Befürworter auf Geld aus Fördertöpfen. „Wir haben das Projekt für das aktuelle Programm ‚Aktive Stadtzentren‘, kurz ‚ASZ‘, angemeldet. Nun ist es gerade beim Land in Prüfung. Würde es aufgenommen, käme es zu einer Drittelfinanzierung von Bund, Land und Stadt Erkner“, so Lothar Eysser.

Bollerwagen & Holzgewehr
Selbst bei einem Nein hätte er eine Lösung: „Dann müssten wir eben ein anderes Förderprogramm suchen“, zeigt er Sinn für langen Atem.
Schließlich gibt es eine lange persönliche Beziehung zu der Verbindung in die Anfänge des Chemiezeitalters: „Ich erinnere mich, wie wir als Kinder mit dem Bollerwagen über die Brücke gezogen wurden. Eine Verwandte von mir, Marianne Boblenz, war Malerin und hat den Flakensteg in mehreren Ansichten festgehalten. Deren Enkel Christian Boblenz war 1959 mit dabei, als der Steg nach der Kriegs-Beschädigung wieder instand gesetzt wurde. Unser Ortschronist Frank Retzlaff erinnert sich noch, wie er als Kind den Steg mit einem Holzstock als ‚Gewehr’ verteidigt hatte“, zählt Christa Kuhlwein-Eysser auf. Heute stehen immer mehr Bürger „Gewehr bei Fuß“ um das Bauwerk aus dem Dornröschenschlaf zu befreien und für die Erkneraner und ihre Gäste wieder die kurze Verbindung von der S-Bahn in die reizvolle Natur herzustellen. Unglaublich, was eine zarte Studentin in Bewegung setzen kann!

Erstellt: 2017