Kleiner Vogel mit großem Tempo: Mit 120 Stundenkilometern durch die Luft
Brieftauben-Zucht-Verein 01793 Erkner und Umgebung | |
Ralf Geier | |
Telefon: | 0 33 62/84 09 |
E-Mail: | ralfgeier@gmx.de |
Ein Tag von Paris bis Erkner
Stand: Dezember 2024
Brieftauben sind ein faszinierendes Phänomen. Sie besitzen einen extremen Orientierungssinn und ein ausgeprägtes Heimfindevermögen.
Damit können sie in kürzester Zeit weite Strecken zurücklegen, denn als Spitzenwert und bei Rückenwind erreichen diese kleinen Tiere eine
Geschwindigkeit von bis zu 120 Stundenkilometern. Aber selbst das normale Tempo
mit 80 Stundenkilometern ist schon beachtlich. „Dabei fliegen sie in einer Höhe von wenigen Metern und passen sich gut dem jeweiligen Gelände an.
So können sie zum Beispiel
die Strecke zwischen Erkner und Paris, die etwa 1 000 Kilometer misst, innerhalb eines Tages zurücklegen. Zu den Olympischen Spielen 2024 in Frankreich hat unser Weitstreckenclub 1 037 Tauben starten lassen. Von mir persönlich
waren drei Stück dabei. Nach dem Auflass, also dem Starten, kamen alle wieder gesund in ihrem Heimatschlag an, einige nach einem Tag, andere machten kurze Rasten dazwischen. Sollte doch mal eine verloren gehen, so hat jedes Tier
eine Telefonnummer am Fuß. Wenn jemand diese findet, kann er dies also telefonisch melden“, berichtet Ralf Geier vom „Brieftauben-Zucht-Verein 01793 Erkner und Umgebung“, der persönlich 60 Tauben sein Eigen nennt. Der 75-Jährige ist der Vorsitzende des traditionsreichen Vereins, der bereits seit 115 Jahren besteht. Er selbst hat schon immer damit zu tun, da bereits sein Vater sich erfolgreich mit Brieftauben beschäftigte.
Tauben auf die Autobahn
Ziel der Mitglieder ist es, Brieftauben zu züchten und diese bestimmte Strecken zurücklegen zu lassen. „Erstmal muss man das Tier an seine Heimatstelle gewöhnen. Das bedeutet viel Zuwendung und sehr gutes und vor allem natürliches Futter. Anschließend fangen wir an, sie auf den Flug vorzubereiten. Dazu beginnen wir rund um den Taubenschlag in einer Entfernung von bis zu 35
Kilometern, um dann an der A2 entlang die Tauben auf Strecke zu trainieren. Im Prinzip dienen alle kommenden Orte als Abflugplatz“, berichtet Ralf Geier. Wenn das funktioniert, geht es viel weiter weg. So
startete man zum Beispiel von Arad in Rumänien aus, das 900 Kilometer entfernt ist, oder aus Breda in den Niederlanden an der Atlantikküste, was von Erkner aus 640 Kilometer weit weg liegt. Ebenso ein beliebter Startort war London, was allerdings seit dem Brexit nicht mehr möglich ist. Hingebracht werden die Tauben in einem sogenannten Kabinenexpress, der speziell für einen tiergerechten Transport von Brieftauben konstruiert ist.
Allerdings stellt man sich nun die Frage, wie machen das die kleinen Tiere, über so große Distanzen zu wissen, wo sie hinfliegen müssen? „Die Tauben besitzen Eisenmineralien im Nasenbereich. Damit können sie das Erdmagnetfeld messen und ihre geografische Position bestimmen. Daneben haben sie ein ausgezeichnetes Sehvermögen“, berichtet der Vorsitzende von der eindrucksvollen Tatsache. Zudem haben
alle Tauben des Vereins eine Art Chip am Fuß. Wenn die Taube wieder zuhause ankommt, dann fliegt sie in ihren Taubenschlag und berührt dabei eine Antenne. Diese leitet den Impuls weiter und zeichnet die Ankunft am Computer auf. So weiß man genau, wann welches Tier eingeflogen ist.
Nachwuchs begeistern
Mit diesem faszinierenden Hobby würde der Verein gern jüngere Menschen in Kontakt bringen wollen. Dazu bieten sie an, in Kitas oder an Schulen zu kommen. „Bisher waren wir hier in der Region an fast allen Schulen und haben im Biologieunterricht die Tauben vorgestellt. Die Kinder und Jugendlichen konnten sich diese mal ganz von Nahem ansehen, in die Hand nehmen und viele Fragen stellen“, berichtet Ralf Geier über sein junges Engagement und fügt schmunzelnd an: „Hier erklären wir auch, dass es unterschiedliche Arten gibt. So ist die Brieftaube ein rassiger, intelligenter Geselle, während die unbeliebte Stadttaube einfach nur doof ist.“
Große Ereignisse
Daneben ist der Brieftauben-Zuchtverein in der Region
gefragt. So waren sie unter
anderem 1987 bei der 750-Jahr-Feier von Berlin dabei, wo man in einer großen Gemeinschaft zigtausende Tauben in den Himmel entließ. Weiterhin sind sie für das Stadtfest in Erkner aktiv, um dort ebenfalls eindrucksvoll die Tauben steigen zu lassen. Sehr beliebt ist dies zudem bei Hochzeiten, wobei spezielle weiße Exemplare zum Einsatz kommen.
Mitstreiter gesucht
Nun würde sich der Verein über neue Mitglieder freuen. „Jeder sollte sich mit einem Hobby beschäftigen, sich für etwas Besonderes interessieren und nicht nur die Zeit absitzen“, lädt Ralf Geier ein, sich bei ihm zu melden, um weiter die Geheimnisse dieser wunderbaren Tiere zu erforschen und sich begeistern zu lassen. Denn von denen kann der Mensch noch einiges lernen, wo es doch schon mal vorkommen kann, dass er ohne Navi nicht zum nächsten Supermarkt findet.